Coach und Ayurveda-Therapeut Patrick Sellier sagt: Wir identifizieren uns sehr mit unseren Jobs, aber leben selten unsere Identität. Warum das Gefühl im Arbeitsleben und Unternehmertum mehr Beachtung verdient, erzählt er im Podcast-Interview.
Susanne ist leidenschaftliche Juristin und Mutter, Mario ist frustrierter Key Account Manager und passionierter Hobby-Golfer. Ich bin Journalistin, aber auch Moderatorin, immer wieder Workshop-Leiterin, hin und wieder Vortragende. Bin das alles ich oder sind das "nur" meine Rollen? Identität im Job und in sonstigen Lebenslagen - was bedeutet das überhaupt? Verfolge ich selbst meine eigenen Ziele oder hat sie mir jemand - Vater, Mutter, Gesellschaft - indirekt in den Kopf gepflanzt und ich versuche nur, den Erwartungen desjenigen zu entsprechen?
Ich gebe zu, das sind Fragen, die man sich im Alltag eher selten stellt. Vielleicht zu selten, denn ein bisschen Reflexion über das eigene Dasein rückt auch die tatsächlichen Ziele und Wünsche gerade.
Patrick Sellier befasst sich als Unternehmensberater und Ayurveda- und Körper-Therapeut mit dem Thema Identität. "Ich bin kein Fan von Rollen", sagt er gleich zu Beginn unseres Podcast-Interviews. Er sieht sich auch nicht als Deutscher, obwohl er einer ist. Zuschreibungen sind eben nur Zuschreibungen, auch wenn man sie internalisiert hat. Und das, was wir für unsere Identität halten, ist meist nicht mehr als die Identifizierung mit einer Gruppe oder einer Sache oder eben einem Job oder einer Firma. Doch Identifizierung entfernt uns von unserer tatsächlichen Identität. In seiner Aufstellungsarbeit auf Basis der interdependenten Identitätstheorie arbeitet Patrick Sellier mit den inneren Anteilen seiner Klienten. Oft gibt es einen Anteil in uns, der den Schmerz nicht spüren will: "Wir beginnen, Muster auszubilden, um diesen Schmerz zu umgehen". Das führe zu ungelebtem Leben - und zu Frustration. Wirklich glücklich würden uns nur gute Beziehungen zu anderen machen, sagt Patrick.
Patrick wird meist dann gerufen, "wenn's total hakt, weil ich ganz andere Sachen mache als sonst Usus sind", erzählt er. Er arbeitet in erster Linie mit UnternehmerInnen. "Spannend ist, dass auch Unternehmen Identitäten haben. "Manche Unternehmen sind ängstlich und benehmen sich wie alte Mütterchen gegenüber ihren Kunden. Sie sind wenig selbstbewusst, obwohl sie große Player sind - dahinter steckt dann ein Führungsproblem", erzählt Patrick. Häufig sei die in der Unternehmenskultur immanente Opferhaltung "wir sind nichts wert, die anderen bestimmen unsere Preise" schon am Gebäude sichtbar. Doch erst wenn man die bisherige Identifizierung mit dem eigenen Job, dem eigenen Unternehmen hinterfrage, könne man sich weiterentwickeln - und damit auch das eigene Unternehmen. Etwa führe einen Raum zu schaffen, in dem die MitarbeiterInnen sich ausprobieren könnten, fast automatisch zum motivierten Lernen. Auch Ehrlichkeit und das Eingeständnis blinder Flecken sei essentiell: "Für eine Führungskraft ist es nicht schick zu sagen, jetzt bin ich zum Beispiel im Bereich Digitalisierung blank, jetzt weiß ich nicht mehr weiter", erzählt er. Sein Appell an alle Führungskräfte also: "Schaut hin und stellt euch selbst in Frage".
Der Weg geht übers Gefühl
"Man merkt die Mitarbeiterzufriedenheit über die Atmosphäre, wenn man ein Unternehmen betritt", sagt Patrick. Eine Sache beeinflusst unsere Identität im Job maßgeblich: Emotionen. "Wir lassen das Gefühl ganz furchtbar raus aus der Arbeitswelt", sagt Patrick. Doch Menschen haben auch im Job alle Emotionen, die man nur haben kann, von sauer, bis traurig und wütend. Im richtigen Moment etwas zu tun, was die anderen mitreißt, das gehe bei aller Wichtigkeit von Zielen, Plänen und ToDo's meist über das Bauchgefühl, sagt Patrick. Auch bei der Unternehmensübergabe müsse man das Gefühl mit übergeben, das mit dem Unternehmen und seiner Kultur verbunden ist. "Dieses Gefühl ist alles entscheidend für die Kultur, etwa das Gefühl des Vertrauens, das man bei Kunden ausgelöst hat." Wie unsere Identität und Emotionen sich in der Arbeitswelt auswirken und warum zuviel Identifizierung ungesund ist, erzählt er im Podcast-Interview von "Arbeit mal anders".
In der Tauglerei in St. Koloman bei Salzburg bietet Patrick Sellier mit der Zammworkerei Coworking und Auszeit in einem. Acht Coworking-Plätze gibt es für entspannte Workations in den Bergen. Auch xAlps-Athlet Paul Guschlbauer nutzt die Zammworkerei für seine Projekte. Infos dazu gibt es unter www.ayurtaugl.at .
Die Unternehmens- und Transformationsberatung von Dyck, Godulla und Sellier bietet Beratung, Begleitung und neuerdings auch Kamingespräche für Unternehmen an. Näheres findest du hier: dgs-partner.de