Der CEO von Rheingans Digital Enabler wurde mit der Einführung des 5-Stunden-Tages international bekannt. Jetzt will er dem Glück im Job weiter auf den Grund gehen - mit einem Glücksindex, der messen soll, wie zufrieden die Mitarbeiter sind.

Lasse Rheingans hat vor Jahren schon seit Glück im Job gesucht - und mit der Übernahme einer Digitalagentur in Bielefeld vor drei Jahren gefunden. Denn seine erste Tat als Geschäftsführer war die Einführung des 5-Stunden-Tages: von 8-to-1, bei gleichbleibendem Vollzeit-Gehalt und Urlaubsanspruch. "Enabler", also Ermöglicher, will er als Chef auf jeden Fall sein. Bis zum Anschlag gearbeitet wird hier dennoch, Pausen sind spärlich, dafür lockt nach getaner Arbeit das Mittagessen mit den Kollegen für mehr sozialen Austausch und ein freier Nachmittag voller Möglichkeiten. Die Mitarbeiter haben es goutiert, wenn auch nicht alle. Die Kunden haben es hingenommen, wenn auch nicht alle - und das ist gut so. "Ich möchte meine Mitarbeiter nicht für die Kunden opfern", sagt Lasse. Mit dem 5-Stunden-Tag wurde auch mehr über das Arbeiten an sich reflektiert. "Seither haben uns immer wieder Kollegen verlassen, die gemerkt haben, sie müssen nochmal was anderes machen: die Branche wechseln oder eine Reise machen." "Natürlich hab ich unternehmerisch gute Experten verloren, die ich unternehmerisch gut gebrauchen könnte. Aber es freut mich auch, dass ich Impulse geben konnte, wo sie hinwollen."
"Glück und Zufriedenheit im Job werden unterschätzt", sagt Lasse Rheingans in der neuen Podcast-Folge von "Arbeit mal anders". Und da geht es nicht nur um die Mitarbeiter, auch um die Führungskräfte, und ja: auch um die Top-Manager und Vorstände, die längst nicht alle glücklich sind, trotz ihres Aufstiegs auf der Karriereleiter. "Nachdem ich den 5Stunden-Tag eingeführt habe und so häufig in den Medien war, haben mir viele Topmanager geschrieben und sich bei mir bedankt, dass ich diesen Vorstoß wage", erzählt er. "Das sind sehr erfolgreiche Menschen, aber oft todunglücklich."
Der 5-Stunden-Tag habe zwar mit mehr Freizeit starke positive Seiten, sei aber kein Garant für mehr Zufriedenheit. Denn die Arbeit müsse nun in weniger Zeit gemacht werden: "Viele Mitarbeiter haben gemeint, es gibt zu wenige soziale Interaktionen." Inzwischen gibt es immer wieder Teamevents außerhalb der Arbeitszeit, man isst gemeinsam nach getaner Arbeit oder geht abends auf ein Feierabendbier: "ganz normale Dinge eigentlich. Wichtig ist: es muss freiwillig sein", sagt Lasse.
Ich, Team, Unternehmen
Mit dem 5-Stunden-Tag hat Lasse mit seinem Team das Rheingans-Prinzip erarbeitet. Im Kern steht das Ich, der Einzelne mit seinen Bedürfnissen, der sich gemäß seiner Stärken und Interessen entwickeln darf, um ihn herum schließt sich der nächste Kreis des Teams. Der äußere Kreis ist das Unternehmen. "Bei New Work geht um Persönlichkeitsentwicklung und darum, individuell auf die Mitarbeiter einzugehen", sagt Lasse. Und zwar für alle Menschen, auch Topmanager. Den Glücksindex will er mit seinem Team gemeinsam erarbeiten, mit großen Umfragen und einen Entwicklungsprozess anstoßen. Allein, dass den Mitarbeitern regelmäßig die Frage "Wie geht es dir?" gestellt werde, sei oft neu und würde zur Selbstreflexion anregen. Er sieht darin auch großes Potenzial für Unternehmen und die Wirtschaft, und zwar aus einem bestimmten Grund:
„Der Wachstumskapitalismus und die Geiz-ist-geil-Mentalität müssen aufhören, sagt Lasse. Ich bin ein Fan von Digitalisierung, aber es dreht sich alles so schnell – dafür sind wir Menschen und unsere Gehirne nicht gemacht.“
Warum Firmen den Glücksfaktor brauchen, wie New Work zum individuellen Glück verhelfen kann, warum das Büro künftig besser ein Kreativort für soziale Treffen ist, wie das Home Office für ein glücklicheres Leben sorgen kann und warum wir als Gesellschaft das Grundeinkommen brauchen, erzählt er in dieser Podcast-Folge. Und noch viel mehr. Sehr inspirierend, unbedingt reinhören! (klick unten auf den "Play"-Button oder öffnet das Fenster in Soundcloud)
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