FEMALE EXPERTS. Leadership-Coach Alexandra Singer ermutigt Frauen – und Männer – im Leadership ihren authentischen Ausdruck zu finden. Denn: Führungskräfte können nur gute Vorbilder sein, wenn sie es auf ihre Art tun.
Meine ehemaligen Arbeitgeber können ein Lied davon singen, dass ich bis zum Schluss Gas gebe, denn: erst im Ziel steht der Sieger oder die Siegerin fest“, sagt Alexandra Singer. Dieser „Biss“ hat ihr nicht nur eine beeindruckende Karriere, sondern auch einen Stockerplatz beim Triathlon eingebracht. Die umtriebige Leadership Coach und erfahrene Führungskraft hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen sichtbarer zu machen und in ihren Führungsrollen zu stärken. Die leidenschaftliche Verfechterin von Female Empowerment und Leadership hat kürzlich mit fe+male Growth eine Community für Expert*innen und Leaders gegründet. Alexandras Mission ist es, Frauen auf ihrem Weg zur Selbstermächtigung und zu authentischem Leadership zu begleiten. Alexandra Singers Botschaft ist klar: Frauen dürfen ihre eigenen Stärken erkennen und mutig genug sein, ihren eigenen Weg zu gehen. Im Interview erzählt sie, wie jede Frau ihr eigenes Role Model werden kann.
NewWorkStories: Alexandra, Female Empowerment ist dir ein wichtiges Anliegen – wie empowerst du Frauen in deiner Arbeit?
Alexandra Singer: Female Empowerment bedeutet für mich, Frauen zu ermutigen und zu unterstützen, ihre eigene Stärke zu erkennen und voll auszuschöpfen. In meiner Arbeit tu ich das durch gezieltes Coaching, bei dem ich Frauen helfe, ihre eigenen Ressourcen zu identifizieren und zu nutzen. Mir ist wichtig, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Frauen zu befähigen, selbstbewusst ihre Ziele zu verfolgen und ihre Stimme zu erheben.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die eine Führungskraft deiner Meinung nach haben sollte?
Für mich bedeutet Leadership nicht nur, ein Team zu führen, sondern auch, ein Vorbild zu sein und andere zu inspirieren. Die wichtigsten Eigenschaften einer Führungskraft sind Authentizität, Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen. Eine gute Führungskraft muss auch empathisch sein und in der Lage, die Stärken und Schwächen ihres Teams zu erkennen und zu fördern.
Wie können Frauen zu ihren eigenen Role Models werden und was rätst du ihnen auf diesem Weg?
Frauen können zu ihren eigenen Role Models werden, indem sie sich selbst treu bleiben und ihre eigenen Werte und Ziele klar definieren. Es ist wichtig, dass sie ihre Stärken erkennen und sich nicht scheuen, diese zu zeigen. Mein Rat ist, immer authentisch zu bleiben und sich nicht von äußeren Erwartungen oder Stereotypen beeinflussen zu lassen. Frauen sollten sich auch ein starkes Netzwerk aufbauen und Unterstützung suchen, wenn sie sie brauchen.
Warum fällt es Frauen oft schwer, sich selbst als Role Model zu sehen?
Das ist eine hervorragende Frage. Ich glaube, das liegt daran, dass Frauen gelernt haben, sich anzupassen und gerade in Führungspositionen kurz und knackig zu kommunizieren. Frauen haben oft mehrere Facetten und sind komplexer als Männer, sie kommunizieren anders – diese Vielfalt ist ihnen oft nicht bewusst. Und dann heißt es sie sind zu laut, zu fordernd, zu schön, zu hässlich, zu gut, zu schlecht. Das wird im Leadership häufig ganz deutlich. Aus meiner Sicht geht es nicht darum, dass wir uns als Männer und Frauen auf das kleinste Gemeinsame einigen, sondern auf das Größtmögliche, das uns dem Ziel näher bringt. Das bedeutet: weit zu denken, miteinander zu denken, über den Tellerrand zu denken und in den Dialog zu gehen – und Diversity zuzulassen. Erst dann wird Innovation möglich. Und so bin ich auf das Thema „Be your own Role Model“ gekommen. Denn als Frau hast du viele Rollen: du bist Tochter, vielleicht auch Mutter, bist vermutlich erwerbstätig, Mitarbeiterin, Vertraute von jemandem, beste Freundin. Wir alle haben wichtige Rollen und sind damit auch selbst Role Models für andere.
In welchen Rollen siehst du dich? Und inwiefern siehst du dich als Role Model?
Ich bin Mutter, Tochter, Ratgeberin, Philosophin, Meisterin meiner eigenen Zeit, Triathletin. Letzteres habe ich lange gebraucht, zu erzählen, weil ich Angst gehabt hatte, dass die Leute mich dann bewerten und sagen, wieso bist du Triathletin? Wie gut bist du? Bist du auf dem Stockerl oder nur Hobby-Sportlerin? Ich dachte mir, ich werde dann auf eine Maßeinheit oder auf ein Bild reduziert, das das Gegenüber bewerten kann. Allerdings: bei Be Your Own Role Model geht es darum zu sagen: alles was ich bin, gehört zu einem Ganzen.Und jede einzelne Facette ist wichtig. Ich renne nicht nur sehr schnell, sondern ich bin wahnsinnig ausdauernd. Das bin ich auch in Bereichen in meinem Leben. Mein Kind könnte ein Lied davon singen, mein Ex-Mann zwei.Meine ehemaligen Arbeitgeber können ein Lied davon singen, dass ich bis zum Schluss Gas gebe, denn: erst im Ziel steht der Sieger oder die Siegerin fest.
Was sind die häufigsten Herausforderungen, denen Frauen in Führungspositionen begegnen, und wie können sie diese meistern?
Eine der häufigsten Herausforderungen ist der Druck, sich in einer oft männlich dominierten Umgebung beweisen zu müssen. Frauen fühlen sich oft gezwungen, härter zu arbeiten, um Anerkennung zu bekommen. Eine weitere Herausforderung ist das Balancieren von Karriere und Privatleben. Um diese Herausforderungen zu meistern, ist es wichtig, klare Prioritäten zu setzen und Grenzen zu ziehen. Auch hier ist ein starkes Netzwerk von unschätzbarem Wert. Ein typischer Fallstrick ist, sich zu sehr an vermeintlichen Erwartungen und Stereotypen zu orientieren und dabei die eigene Authentizität zu verlieren. Auch das Streben nach Perfektion führt oft zu Überforderung. Frauen sollten sich darauf konzentrieren, ihre eigenen Stärken einzubringen und authentisch zu führen. Es ist auch wichtig, realistische Ziele zu setzen und sich Unterstützung zu holen, wenn sie sie brauchen. Die größte Herausforderung ist oft die fehlende Sichtbarkeit. Frauen müssen lernen, sich selbst sichtbar zu machen und den eigenen Leistungsdruck zu überwinden. Viele Frauen kämpfen mit dem Impostor-Syndrom und fragen sich, ob sie gut genug sind oder ob sie dürfen, was sie tun. Und: Frauen müssen lernen, ihren eigenen Kommunikationsstil zu entwickeln und dabei authentisch zu bleiben.
Was sind die wichtigsten Schritte, die Frauen unternehmen können, um ihre eigene Role Model zu werden?
Der wichtigste Schritt ist, sich seiner eigenen Stärken und Fähigkeiten bewusst zu werden. Frauen sollten sich Feedback von anderen holen und sich trauen, mutig zu sein und ihre Position zu behaupten. Es ist wichtig, authentisch zu bleiben und den eigenen Führungs- und Kommunikationsstil zu entwickeln. Frauen sollten sich auch Unterstützung suchen, sei es durch Mentorinnen, Coaches oder andere Frauen, die sie inspirieren und unterstützen können.
Female Leadership impliziert ja eine typisch weibliche Art zu führen. Welche Unterschiede siehst du zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften?
Männer haben es oft leichter, sich als Führungskraft zu positionieren, weil sie mehr Role Models haben. Sie können sich frei entscheiden, wie sie führen wollen, während Frauen oft weniger Vorbilder haben und sich daher schwerer tun, ihren eigenen Weg zu finden. Männer sind oft schon einen Schritt weiter in ihrer Karriere und holen sich nur noch punktuelle Unterstützung, während Frauen sich oft erst noch positionieren und den nächsten Schritt machen müssen. Frauen und Männer nehmen anders wahr, reflektieren anders und kommunizieren dadurch auch insgesamt anders, und es ist wichtig, das authentisch zu tun. Und nicht, dass Frauen sich am männlichen Führungsstil orientieren, sondern dass sie ihn reflektieren und dann überlegen: Was davon triggert mich und was davon nehme ich mir jetzt mit? Männer sind etwa im Normalfall irrsinnig gut darin, immer nur ein Ding gleichzeitig zu machen. Da können wir Frauen uns was abschauen.
Mit der "Female Experts"- Serie begleite ich Expertinnen in die Sichtbarkeit. Teil davon ist eine kostenpflichtige Positionierungsberatung. Du bist Expertin für Neues Arbeiten oder Digitalisierung/KI? Dann buch bei mir einen virtuellen Kaffee:
Wie finden Frauen ihren authentischen Führungsstil und was sind die ersten Schritte auf diesem Weg?
Indem sie sich intensiv mit ihren eigenen Werten, Stärken und Zielen auseinandersetzen. Ein erster Schritt ist eine SWOT-Analyse, um die eigenen Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken zu identifizieren. Ein weiterer wichtiger Schritt ist das regelmäßige Reflektieren und Anpassen des eigenen Führungsstils anhand der gemachten Erfahrungen. Das ist ein fortlaufender Prozess.
Kannst du ein konkretes Erfolgsbeispiel aus deiner Coaching-Praxis nennen, wie du einer Frau geholfen hast, ihre Führungsqualitäten zu entwickeln?
Ein Beispiel ist eine Klientin, die in einer Führungsposition in einem großen Unternehmen tätig war und Schwierigkeiten hatte, sich durchzusetzen. Durch gezieltes Coaching haben wir an ihrer Kommunikationsfähigkeit und ihrem Selbstbewusstsein gearbeitet. Sie lernte, ihre Stärken zu erkennen und gezielt einzusetzen. Am Ende des Coaching-Prozesses hatte sie nicht nur mehr Selbstvertrauen, sondern auch die Fähigkeit, ihr Team effektiver zu führen und ihre Position im Unternehmen zu stärken.
Du bist auch Expertin für Profiling: was ist das und inwiefern hilft es Frauen in Führungspositionen?
Leadership Profiling zielt darauf ab, den eigenen Stil und das eigene Profil in der Führung und Kommunikation zu entwickeln. Das Ziel von Profiling ist Authentizität. Es hilft, den eigenen authentischen Führungsstil zu finden und sich selbst als starke Führungspersönlichkeit zu positionieren. Es geht darum, den eigenen Weg zu finden und sich von den eigenen Stärken leiten zu lassen. Mein Ansatz basiert auf einem systemischen Blick auf die Person. Ich arbeite mit dem Why-How-What-Modell und stelle Fragen, die helfen, die Motivation, die Arbeitsweise und die Ziele der Person zu klären. Wir analysieren gemeinsam die bisherigen Erfahrungen, die Ressourcen und entwickeln einen individuellen Weg. Dieser Ansatz ist effektiv, weil er auf die spezifischen Bedürfnisse und Stärken der Person eingeht.
Wie können Unternehmen weibliche Führungskräfte besser unterstützen?
Unternehmen sollten mehr Role Models für Frauen schaffen und Frauen ermutigen, ihre eigenen Stärken zu zeigen. Es ist wichtig, eine Kultur zu fördern, in der Vielfalt und Authentizität geschätzt werden. Unternehmen sollten Frauen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln und ihre Führungskompetenzen auszubauen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Förderung von internen Netzwerken und Mentoring-Programmen, die Frauen dabei unterstützen, sich gegenseitig zu stärken und zu inspirieren.
Wie gehst du vor, wenn Sie eine Nachwuchsführungskraft in den ersten 100 Tagen in einer neuen Position begleiten?
In den ersten 100 Tagen ist es wichtig, eine klare Agenda zu haben. Ich arbeite mit einer intuitiven und einer geclusterten Agenda, die wir gemeinsam entwickeln. Wir identifizieren die wichtigsten Herausforderungen und Ziele für diese Zeit und arbeiten systematisch daran, diese zu erreichen. Dabei ist es mir wichtig, dass die Führungskraft ihre eigenen Ideen einbringt und wir diese gemeinsam reflektieren. Kommunikation, Präsentation und die Entwicklung einer positiven Teamkultur sind dabei zentrale Themen.
Was rätst du jungen Frauen, die in Führungspositionen aufsteigen wollen?
Seid mutig und vertraut euch selbst, entwickelt euren eigenen Stil und bleibt authentisch. Sucht euch Unterstützung und holt euch Feedback. Und lasst euch nicht entmutigen, wenn es mal schwierig wird, sondern bleibt dran und glaubt an euch selbst. Nutzt eure Vielfalt und zeigt eure Stärken. Und vor allem: Seid stolz darauf, wer ihr seid und was ihr erreicht habt.
Zur Person: Alexandra Singer
Nach vielen Jahren als Führungkraft hat Alexandra Singer sich im Recruiting Sie hat im Mai 2024 den Coworking Space Growth Hub Vienna und fe+male Growth gegründet, eine Plattform zu mehr Sichtbarkeit und Community für Leaderinnen und Expertinnen. Mit Pamela Rath führt sie den Podcast Elevator Talks, in dem sie Frauen in Führungspositionen und female Thought Leaders interviewt. Sie ist erfahrene Recruiterin und Personalberaterin und hat davor in der Geschäftsführung von u.a. Bildungsinstituten gewirkt.