Isabella Keilani (© Privat)

Richtig reden für Führungskräfte - "mit Herz, Hirn und Strategie"

Kategorie:
Autor: Nicole Thurn
Lesezeit: 
6 Minuten

Kommunikationsexpertin Isabella Keilani unterstützt Führungskräfte dabei, gute Beziehungen im Team aufzubauen - ganz ohne Fight- oder Flightmodus. Denn: Wer gut kommuniziert, führt.

Ein falsches Wort kann vieles zerstören - ein richtiges kann heilen. Kommunikation kann uns verbinden oder uns für immer voneinander trennen. Sie kann Widerrede provozieren oder Bestätigung geben. Sie kann Dienst nach Vorschrift auslösen oder uns zu großen Leistungen ermutigen. Sie kann uns frustrieren oder motivieren. Sie kann uns in alten Sackgassen verharren lassen oder ganz neue Lösungswege entfalten.

Doch richtig miteinander reden will gelernt sein: Isabella Keilani hat mit ihrer Kommunikationsberatung Sparkside eine klare Mission: sie will mit der richtigen Kommunikation und "emotional intelligenter Führung" den Funken entzünden. Denn echtes Leadership bedeutet für die steirische Kommunikationsexpertin viel mehr als nur Entscheidungen zu treffen –" es geht darum, mit Herz, Hirn und Strategie zu kommunizieren." Gerade in unsicheren Zeiten könnten Führungskräfte vielleicht nicht auf alles eine Antwort geben, aber sie können Klarheit schaffen und für psychologische Sicherheit sorgen, so die Kommunikationsexpertin: "Und genau das macht Zusammenarbeit nicht nur effektiver, sondern auch verbindender und produktiver."


New Work Stories: Isabella, Unternehmen betonen oft, wie wichtig gute Kommunikation ist – insbesondere in der Führung. Aber wie du sagst, ist das oft leichter gesagt als getan. Was sind die größten Kommunikationshürden für Führungskräfte?

Isabella Keilani: Eine der größten Herausforderungen für Führungskräfte ist ihre eigene Rolle.
Solange du nur für deine eigene Arbeit verantwortlich bist, hast du Zeit, dich in Details zu vertiefen, verschiedene Perspektiven einzunehmen und soziale Dynamiken bewusst wahrzunehmen. Aber je größer deine Verantwortung wird – und je mehr Menschen du führst – desto mehr verändert sich dein Fokus. Es geht nicht mehr um den direkten Austausch mit Einzelnen – das große Ganze muss fassbar werden. In den Mittelpunkt rücken jetzt Visionen, Konzepte und Ziele. Unser Gehirn passt sich dieser Veränderung an. Es setzt auf Effizienz und Struktur. Natürlich wissen Führungskräfte, dass Menschen keine Prozesse sind und dass erfolgreiche Zusammenarbeit eine starke soziale Basis braucht. Aber im stressigen Alltag fehlt oft der Raum, um das aktiv zu reflektieren.

Wie beginnen Führungskräfte am besten, besser zu kommunizieren?

Ein wichtiger Schlüssel ist sicher die Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln. Denn in jedem Gespräch, in jeder Interaktion gibt es immer mindestens zwei Seiten. Und genau da wird’s spannend. Aus der eigenen Perspektive herauszugehen, fällt uns allen schwer, aber es ist etwas, das wir üben können. Gutes Coaching kann hier unterstützen. Es hilft Führungskräften, einmal einen Schritt zurückzutreten, Muster und Automatismen zu erkennen und zu hinterfragen – und so einen bewussten Perspektivenwechsel möglich zu machen. Wenn Führungskräfte vorangehen und regelmäßig Fragen stellen wie „Wie hast du das erlebt?“, „Was hat für dich gut funktioniert?“ oder „Was könnte dir beim nächsten Mal besser helfen?“, dann signalisiert das für alle im Team: Feedback ist nichts Bedrohliches, sondern etwas ganz Natürliches. Etwas, das uns in der Zusammenarbeit weiterbringt. „Was brauchen meine Leute? Welche Bedürfnisse stehen gerade im Raum?" Wer sich diese Fragen regelmäßig stellt, kommuniziert nicht nur klarer – sondern auch strategischer und wirksamer. Wer sich diese Fragen regelmäßig stellt, kommuniziert nicht nur klarer – sondern auch strategischer und wirksamer.

Im Führungsalltag spielt auch das Thema Feedback eine große Rolle. Warum fällt uns das oft so schwer, konstruktiv Feedback zu geben?

Schon das Wort Feedback allein reicht aus, um bei den meisten von uns Stress auszulösen. Unser Puls geht schneller, die Hände werden schwitzig, und unser limbisches System springt an. Warum ist das so? Studien zeigen, dass unser Gehirn Feedback als soziale Bedrohung wahrnimmt – unabhängig davon, ob wir es bekommen oder geben. Evolutionsbedingt macht das auch Sinn. Für unsere Urahnen konnte eine negative soziale Bewertung gravierende Folgen haben. Ein Ausschluss aus der Gemeinschaft bedeutete oft das Todesurteil. In unseren heutigen Unternehmen kämpfen wir zwar nicht mehr in der Wildnis ums Überleben, aber unser Gehirn reagiert in solchen Situationen immer noch instinktiv mit Alarm. Der Körper macht sich bereit für Kampf, Flucht oder Totstellen.

Was können Führungskräfte tun, um das Thema Feedback zu entschärfen?

Eine der besten Strategien für Führungskräfte, um den Stress rund ums Thema Feedback zu entschärfen, ist ganz simpel: selbst regelmäßig aktiv nach Feedback fragen. Das mag im ersten Moment vielleicht paradox klingen, hat aber große Wirkung. Es trägt dazu bei, eine Kultur zu schaffen, in der Feedback völlig normal wird – einfach Teil der täglichen Zusammenarbeit. Wenn Führungskräfte vorangehen und regelmäßig Fragen stellen wie „Wie hast du das erlebt?“, „Was hat für dich gut funktioniert?“ oder „Was könnte dir beim nächsten Mal besser helfen?“, dann signalisiert das für alle im Team: Feedback ist nichts Bedrohliches, sondern etwas ganz Natürliches. Etwas, das uns in der Zusammenarbeit weiterbringt. Und das Spannende daran: Sobald Führungskräfte um Feedback bitten, fällt es auch allen anderen leichter, Feedback anzunehmen – vielleicht sogar selbst darum zu bitten. Einfach, weil es dann keine große Sache mehr ist.

Viele Führungskräfte scheuen jedoch davor zurück, Feedback zu erbitten, da sie befürchten, als unsicher wahrgenommen zu werden.

Führungskräfte befürchten oft, dass das Einholen von Feedback als Eingeständnis von Unsicherheit wahrgenommen wird und ihren Status gefährden könnte. Das Gegenteil ist der Fall. Eine offene Feedbackkultur stärkt nicht nur die Führungskraft selbst, sondern wirkt sich auch positiv auf die Fehlerkultur im Team aus. Wer als Führungskraft bereit ist, sich selbst zu reflektieren und weiterzuentwickeln, setzt ein starkes Signal. Ein offener Umgang mit Fehlern und Feedback schafft Vertrauen – und genau das macht Teams langfristig stärker, innovativer und leistungsfähiger.

Wie geht man in der Führungskommunikation mit Widerständen in der Belegschaft um, wenn es um Veränderungen geht?

Womit Führungskräfte hier punkten können, sind Sicherheit, Transparenz und regelmäßige Updates.Veränderungen bringen immer Unsicherheit mit sich. Unser Gehirn nimmt sie als Bedrohung wahr. Das ist ganz normal. Was Menschen in solchen Momenten brauchen, ist in erster Linie Sicherheit. Das heißt nicht, dass sofort alle mit an Bord sind. Es bedeutet, dass die Menschen spüren, dass sie gehört werden und dass ihre Bedenken ernst genommen werden. Dafür braucht es einen sicheren Rahmen – einen Raum, in dem Unsicherheiten offen angesprochen werden können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Und wenn Sicherheit nicht garantiert werden kann, dann wird Transparenz umso wichtiger. Dann geht es darum, klar und offen zu kommunizieren: Was wissen wir schon – und was noch nicht? Was wird sich ändern – und was bleibt gleich? Für Klarheit sorgen auch regelmäßige Updates. Ein Satz wie „Das wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, aber am Montag werden wir uns mit dem aktuellen Stand melden“ schafft Verlässlichkeit und wieder Sicherheit. Und genau das brauchen Menschen, um weiterzudenken und sich auf Neues einzulassen.

Was rätst du Mitarbeitenden, die das Gefühl haben, ihre Führungskraft versteht sie nicht oder die Kultur ist nicht unterstützend?

Vorweg: Jede und jeder kann im eigenen Rahmen Veränderungen anstoßen. Ein entscheidender erster Schritt ist, sich Klarheit über die eigenen Ziele und Erwartungen zu verschaffen. Denn was für Führungskommunikation gilt, gilt auch für erfolgreiche strategische Kommunikation im Allgemeinen: Erst wenn ich mir selbst über eine Sache im Klaren bin, kann ich sie auch klar kommunizieren. Wie in der Führungskommunikation hilft es auch hier, die Perspektive zu wechseln: Wie sieht die Situation aus Sicht der Führungskraft oder aus Unternehmensperspektive aus? Das verhindert, dass man vorschnell ins Werten oder Verurteilen abrutscht – und hilft gleichzeitig, den eigenen Standpunkt besser einzuordnen. Dann geht es darum, zu sehen, wo es möglich ist, selbst konstruktive Kommunikation zu initiieren und den eigenen Handlungsspielraum zu nutzen, um positive Veränderungen zu bewirken. Das hilft, den eigenen Beitrag und Wert sichtbar zu machen und die eigene Position zu stärken. Ganz wichtig ist, zu verstehen, dass langfristig selbst kleine Schritte dazu beitragen können, die Dynamik im Team positiv zu verändern. Jedes Gespräch ist ein Beitrag. Jedes Gespräch ist eine Chance.

Welche Ansätze nutzt du selbst, um die Kommunikation in Teams zu verbessern?

Ich arbeite gerne mit Workshop-Reihen und Einzelcoachings, bei denen es wirklich ans Eingemachte geht. Einzelne Workshops sind hilfreich - sie bringen Leute zusammen, geben Impulse und schaffen Bewusstsein. Aber das allein reicht nicht. Wichtig ist die Umsetzung und Anpassung der Inputs an den eigenen Kontext, an die eigenen Bedürfnisse. Nicht alles passt für alle. Nicht alles funktioniert in jedem Setting. Und manchmal sind es nicht die schnellen Lösungen, sondern die kontinuierliche Arbeit an sich selbst, die zum Erfolg führen. Hier sind es vertiefende Follow-up-Einheiten und Einzelcoachings, die über einen längeren Zeitraum positive Entwicklungen möglich machen. Oft höre ich in Workshops: „Das würde bei uns so nie funktionieren." Beim Check-in im Follow-up kommt dann die Rückmeldung: „Ich habe es doch ausprobiert - und es hat wirklich funktioniert“. Oft sind es Kleinigkeiten - wie sich Zeit für eine, wenn auch kurze, Gesprächsvorbereitung zu nehmen, eine Agenda einzufordern oder sich eine Auszeit zu nehmen, um dann wieder bewusst in das nächste Meeting zu gehen. Es sind die kleinen Schritte, die langfristig Wirkung zeigen.

Wie bist du eigentlich zum Kommunikationscoaching gekommen? Du hast ja ursprünglich Dolmetsch- und Translationswissenschaft studiert.

Ich habe einige Jahre in der Arztpraxis meines Mannes mitgearbeitet, aber immer auch als Sprachtrainerin gearbeitet. Damals habe ich eine Ausbildung zum Neuro-Language Coach gemacht – nicht, weil ich Coach werden wollte, sondern um mein Skillset für das Training zu erweitern und mein aktives Zuhören zu verbessern. Eigentlich wollte ich mir nur eine weitere Toolbox fürs Sprachtraining aneignen. Aber dann wurde mir immer klarer: Gerade in Firmenkursen und im Führungskontext geht es gar nicht primär um Sprache – sondern um die Art und Weise, wie wir kommunizieren. Ich habe mich dann stärker in Richtung Führungscoaching weitergebildet und Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt. 2020 habe ich mich  als Kommunikationscoach selbstständig gemacht – weil ich so nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen nachhaltig unterstützen und positive Entwicklung möglich machen kann.

Hast du einen Tipp zum Abschluss, den die Leser*innen sofort umsetzen können?

Gern! Wenn wir vor einem schwierigen Gespräch stehen, denken wir oft, dass alles schwierig ist – auch die Person, mit der wir sprechen müssen. In solchen Momenten ist es wichtig, die Situation von der Person zu trennen. Mein Tipp: Überlege dir vor jedem Gespräch, was du an der anderen Person schätzt, was du gut findest oder vielleicht sogar bewunderst. Irgendetwas findet sich immer. Vielleicht einfach, dass dein Gegenüber so ein "harter Knochen" ist. Wenn wir das bewusst eine Woche oder einen Monat lang üben, wird es zur Gewohnheit. Es hilft uns, empathischer zu werden und es fällt uns leichter, die Perspektive zu wechseln. Das Ergebnis? Wir gehen entspannter und positiver in heikle Gespräche - und gerade deshalb laufen sie dann oft besser als erwartet. Und ganz wichtig: Gespräche dürfen auch mal schief gehen. Hauptsache, man kann hinterher darüber reden - denn das kann die Beziehung langfristig sogar stärken.

Isabella Keilani: die Funkenzünderin

Die Welt der Sprachen hat Isabella Keilani schon früh begeistert. Sie studierte Dolmetsch- und Translationswissenschaften in Graz und ist heute als Kommunikationstrainerin und Coach für Führungskräfte und Teams im Einsatz – auf Deutsch und Englisch in Österreich und im internationalen Setting. Sie hält Impulsvorträge und Workshops zu Themen wie "Klartext auf Augenhöhe", effektives Feedback oder hybride Kommunikation – praxisnah und kompakt auch im Lunchtime-Format. Mehr gibt es auf www.isabellakeilani.com

Weitere Beiträge
Systemisches Konsensieren - der Weg in eine neue Politik?
Viele Menschen haben genug von einer Politik, die sich an Macht und Parteiinteressen orientiert. Der Grazer AHS-Lehrer Gerhard Winter setzte sich zeit seines Lebens für Systemisches Konsensieren im Parlament ein - und damit für mehr Sachpolitik statt Machtpolitik. Ein Nachruf.
13 Super Skills, die dein Arbeitsleben und Leadership für immer verändern
Mein neues Buch nimmt die mit auf die Reise der inneren und äußeren Transformation - für ein bewusstes und erfüllendes (Arbeits-)Leben.
"HR-Insights": Webinare, die dich weiterbringen
In der exklusiven Webinar-Reihe "HR-Insights" von Personio zeigen HR-Expert*innen aus Österreich, wie man Gehälter fair verhandelt, die Arbeitgebermarke auf LinkedIn stärkt und HR-Daten für Entscheidungen nutzt.
hopp rauf
magnifiercross