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Patrick Gromm (© T.A.M. Akademie)

Arbeit mal anders #3: Urlaube, Gehälter und Rollen nach Wahl

Kategorie:
Autor: Nicole Thurn
Datum: 21.03.2019
Lesezeit: 
2 Minuten

Patrick Gromm gab seine Karriere im Konzern auf. Dann half er mit, die TAM-Akademie umzukrempeln. Hier entscheiden die Mitarbeiter selbst per Soziokratie 3.0 über ihre Aufgaben, Urlaube und Gehälter. Im Fokus: der Mensch als Ganzes und das Bauchkribbeln.

Patrick Gromm ist zum Zeitpunkt unseres Skype-Interviews gerade von einer mehrwöchigen Reise aus Indonesien und Sri Lanka  zurückgekehrt. Die Anzahl seiner Urlaubstage hat er selbst festgelegt. "Ich habe dem Team vorgeschlagen, unbezahlten Urlaub zu nehmen", sagt Patrick. Bei der TAM-Akademie ist er Manager für Training & Development, doch eigentlich macht er drei Jobs in einem: Er ist Trainer, Verkäufer und Recruiter.

Hier im Unternehmen nennt man das Rollen. Jeder im Team arbeitet in verschiedenen Rollen, die ihn interessieren. Der Lebenslauf war beim Recruiting nicht so wichtig, es zählten die persönlichen Interessen und die Bereitschaft, zu lernen: "Ich hatte keinerlei Erfahrung in diesen Bereichen, aber wollte unbedingt dazulernen", erzählt er. Gelernt hat er den Beruf Industriekaufmann und später Wirtschaftspsychologie studiert.

Die TAM ist die älteste Trainings-Akademie Deutschlands. 1974 von Beraterguru Roland Berger gegründet, der schon damals die Idee verfolgte, Mitarbeiter nicht als Zahnrädchen in einer Maschine, sondern als Teil eines Organismus zu sehen. Lorenz Illing und Frederic Fuchs verlegten die TAM-Akademie 2016 von Fulda nach Berlin-Kreuzberg und gründeten sie neu. Was bedeutete: wirklich neu. Die Organisation bietet nicht nur Führungskräfte-Trainings im Bereich New Leadership, Agiles Management und Selbstorganisation, sondern hat selbst ein spannendes New Work Konzept mit dem Ziel, die „coolste Brand für Lebenslanges Lernen“ zu werden. Sneakers gehören zum Berufsoutfit, was so manche Manager in den Seminaren die Nase rümpfen lässt. Patrick Gromm hat die neue Unternehmenskultur von Beginn an mitaufgebaut: „Das war die perfekte Spielwiese, wo ich die Kultur von null auf hundert mitgestalten konnte.“ 

"Ich kann mich hier als ganzer Mensch einbringen."

Das Beste an seinem Job? „Der entscheidende Punkt ist: ich kann mich hier als ganzer Mensch einbringen und sehr viel frei entscheiden", sagt Patrick.  Ganzer Mensch, das bedeutet: man darf hier so sein, wie man ist - ohne sich fürs Business verbiegen zu müssen. Früher, in seinen ersten Berufsjahren in einem Konzern, sei das anders gewesen.

So entscheiden die Mitarbeiter in der TAM-Akademie grundlegende Fragen selbst, was in traditionellen Unternehmen ansonsten Aufgabe der HR-Verantwortlichen wäre: die Anzahl der Urlaubstage pro Jahr, ihre Rollen und Aufgaben und sogar das Gehalt. Das entlaste auch die Führungskräfte. Ungewöhnlich ist die Gehältertransparenz. Die Mitarbeiter erhalten ein Grundgehalt, ihre Leistung bewerten sie selbst - und entscheiden damit auch über ihre monatliche Zusatzpauschale in Absprache mit dem internen Gehaltsrat. "Bei uns bekommt man das Gehalt nicht für die Arbeit, sondern fürs Leben", sagt Patrick. Ganz ohne Neid, denn die Grundlage ist Vertrauen. Als Entscheidungsmodell wendet das Team die Soziokratie 3.0 an. Was genau das bedeutet und wie sich dieses andere Arbeiten im Vergleich zur Konzernkarriere anfühlt, erzählt Patrick in der dritten Podcast-Folge von "Arbeit mal anders".

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Beitrag von Nicole Thurn

ist Herausgeberin von Newworkstories.com, New-Work-Enthusiastin und langjährige Journalistin mit einem kritischen Blick auf die neue Arbeitswelt.

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