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"Wir brauchen ein Wir-Gefühl": Mit Ali Mahlodji die Welt retten

Autor: admin
Datum: 13.01.2022
Lesezeit: 
3 Minuten

Podcast. Einst Schulabbrecher und Flüchtlingskind gilt Ali Mahlodji heute als Potenzialentfalter der Jugendlichen und der Manager*innen. Mit seiner neuen Community Future.One will er gemeinsam mit anderen Macher*innen an der Zukunft bauen.

Ali Mahlodji spricht ruhig, mit Bedacht. Und was er sagt, das sitzt. Er sieht mit messerscharfer Klarheit in sein Gegenüber. Und er will die Welt retten, indem er Menschen zeigt, was in ihnen steckt und indem er sie zusammenbringt. 

Dabei hätte Ali selbst allen Grund dazu gehabt, in einem pessimistischen Weltbild gefangen zu sein. Als Kind mit den Eltern aus dem Iran nach Österreich geflohen, bekam er früh mit, was Armut und Rastlosigkeit bedeuten. Der Vater erkrankte nach all dem Druck und den Strapazen, Ali selbst brach als Jugendlicher die Schule ab. Er verdingte sich als Bauarbeiter, machte die Abendmatura nach, hantelte sich weiter und wurde vieles: Consultant, Lehrer und junge Führungskraft. Da dachte er, "Anzug, rote Krawatte, Audi A4: jetzt hab ich's geschafft. Dann bin ich gegen die Wand gefahren." Mit einem  Burnout, das ihn zum Ausstieg aus seinem gutdotierten Job zwang. Insgesamt 40 Jobs später gründete er mit Jugendfreunden das Startup Whatchado, eine Videoplattform für Berufsorientierung. Und Ali entdeckte als ehemaliger Stotterer die Kraft in seiner Schwäche und sein Talent zum Speaker. Er wurde EU-Jugendbotschafter. "Immer wenn ich mich mit meinem ursprünglichen Sinn von früher reconnected habe, nämlich Menschen zu helfen, zu sich selbst zu finden, habe ich gemerkt, es funktioniert. Immer wenn ich versucht habe, anderen nachzueifern und zu entsprechen, ist es schiefgegangen." Wer sich gern von Zahlen beeindrucken lassen will, bittesehr: Mittlerweile hat er vor mehr als 500.000 Menschen Vorträge gehalten, vor unsicheren Jugendlichen und verunsicherten Manager*innen, vor Menschen, die für sich keine Perspektive sahen oder für ihr Unternehmen zu viele. Mehr als 10 Millionen Jugendliche hat er laut eigenen Angaben inzwischen erreicht, 100 Gründerinnen beraten und mehr als 1000 Unternehmen begleitet.

Immer wenn ich mich mit meinem ursprünglichen Sinn von früher reconnected habe, nämlich Menschen zu helfen, zu sich selbst zu finden, habe ich gemerkt, es funktioniert. Immer wenn ich versucht habe, anderen nachzueifern und zu entsprechen, ist es schiefgegangen.

Ali mahlodji

Spätestens jetzt wird klar: die Bezeichnung "Superhero", die er sich selbst auf seiner Webseite ali.do gibt, kommt nicht von ungefähr. Doch sie ist keine egozentrische Selbstbeweihräucherung, die man auf die Schnelle unterstellen könnte. Ali sieht in jedem Menschen – egal ob delinquenter Jugendlicher oder Top-Manager – einen potenziellen "Superhero", dem nur die Flugbahn freigeschaufelt werden muss. Von der Idee des einen starken Weltretters hält Ali wiederum nichts: "Im Kino ist es der eine Superheld oder die Superheldin, ,the chosen one', der oder die alle rettet. Wir müssen aufpassen, dieses Bild nicht in unsere Realität zu übertragen. Das ist auch aus der Geschichte heraus betrachtet gefährlich, denn so eine Erwartungshaltung hat immer in Krieg und Elend geendet. Daher muss jeder Mensch verstehen: ,ich bin Teil der Zukunft'. Und so jemand ist ein ,Future-One'." 

Community für Macher*innen

Zum 40. Geburtstag hat Ali beschlossen,  eine Online-Community der Pionier*innen und Gestalter*innen der Zukunft mit diesem Namen zu gründen: Future.One. "Wenn ich eines Tages auf mein Leben zurückblicke, möchte ich eine Organisation gebaut haben, die Menschen auf die Zukunft vorbereitet. Ich selbst habe mich so oft neu erfunden und anpassen müssen – dahinter stecken Techniken, die ich in meinen Coachings weitergebe. Das so zu verpacken, dass viele Menschen etwas davon haben, ist die Aufgabe von Future.One", erzählt er über seine Intention. In regelmäßigen Online-Treffen gibt es Impulse von Ali, daneben werden Webinare und Online-Kurse für Unternehmen angeboten. Wer teilnehmen will, muss sich bewerben: "Hier schauen wir, ob die Person wirklich dazu passt und etwas Positives beitragen will", erzählt er. Zum Zeitpunkt des Interviews gibt es 1800 Mitglieder, "rund tausend haben wir zwischen Anfang September und Ende Oktober abgelehnt, etwa wenn die Person Fake-Profile hat oder aggressive Postings auf Facebook shared. Damit schützen wir die Menschen in unserer Community". 

Das Wir-Gefühl zu stärken, sieht Ali für die Zukunft als wesentlich – gerade auch für Unternehmen: "Erst wenn du das Beziehungskonto mit den Mitarbeiter*innen aufgebaut hast, kannst du es in schweren Zeiten auch abrufen und auf sie zählen. Jeder Mensch will das Gefühl haben, Teil von etwas Größerem zu sein."

Im Podcast-Interview erzählt Ali über seinen persönlichen Weg zu sich selbst, über sein "Wofür" und wie er mit Future.One und gemeinsam mit anderen Pionier*innen die Welt retten will – zumindest ein bisschen. 

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Hier geht's zur Future.One Community!

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