© Pixabay
JurbwRpSQcG9J+EJH5PgnQ_thumb_18ef

New Work: Der Branchenvergleich

Autor: Nicole Thurn
Datum: 16.07.2019
Lesezeit: 
2 Minuten

Welche Branchen sind bereits in die neue Arbeitswelt aufgebrochen? Welche bieten flexible und agile Arbeitsformen, welche flache Hierarchien, wo ist die Digitalisierung der Treiber?

New Work ist ein diffuser Begriff -  einer der mancherorts allzu sehr fürs Marketing verwendet wird, häufig zu sehr auf Tools und Methoden abzielt, zu wenig auf das große Ganze - und zu wenig auf die Menschen. Grob gesagt fallen unter New Work verschiedene Ebenen, die sich von der "alten" Arbeitswelt zum Teil drastisch unterscheiden: nämlich die Ebene der Organisation und ihrer Struktur und ihres Aufbaus, die weg von der streng hierarchischen Command&Control-Organisation über flachere Hierarchien hin in Richtung Netzwerkorganisationen mit selbstorganisierten Einheiten und Teams geht; die Ebene des Teams und ihrer Zusammenarbeit, die weniger strikt durch Regeln und Meeting-Marathons in der jeweiligen Abteilung stattfindet, sondern immer mehr auch interdisziplinär, in kurzen, iterativen Schleifen, effektiver, virtuell und in Kreativräumen; die Ebene des Einzelnen mit seinem Mindset, seiner Motivation, seiner Sehnsucht nach Sinnerfüllung und seiner inneren Haltung, seinen Denkmustern und Glaubenssätzen, die per New Work in ein Growth Mindset, in kreatives Querdenken, Sinnerleben und hohe intrinsische Motivation münden sollen.

Hier hab ich einiges bunt zusammengeworfen, was auch dem Begriff geschuldet ist. New Work ist irgendwie alles, was nicht altmodisch und fad klingt und was das Individuum als wertvollen Teil einer Gemeinschaft ins Zentrum rückt. 

Die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben gehört ebenso dazu wie flexible und agile Arbeitsformen und Arbeitszeiten und moderne Bürokonzepte, die Abteilungssilos aufbrechen und mehr Kommunikation und kreativen Austausch in interdisziplinären und virtuellen Teams ermöglichen. Die Co-Creation in der Gemeinschaft wird ebenso wichtiger wie die Sinnerfüllung für den Einzelnen, das Team und die Organisation als Gesamtes. Der Beitrag zum größeren Ganzen, der Fokus auf mehr Effektivität und Kundennähe über den Abbau von Bürokratien und das Fördern von autonomen Entscheidungen an der Basis bis hin zu Formen der Selbstorganisation: all das ist und kann New Work sein. 

Die Konzepte, die unter New Work firmieren, sind je nach Branche unterschiedlich stark ausgeprägt. Geht man nach Home Office, Kinderbetreuungs- und flexiblen Arbeitszeitangeboten, kann die Versicherungsbranche mit einem Anteil von rund 17,2 Prozent punkten, gefolgt von den Banken mit fast 11 Prozent, wie das kununu-Ranking "Beruf und Familie" von 2017 zeigt. 

Flachere Hierarchien sind am ehesten noch in der IT- und Internetbranche und in der Telekommunikation vertreten, wie der Leadership Survey von Kienbaum & Stepstone von 2018 herausgefunden hat. Mitarbeiter wurden hier um eine Einschätzung ihres Unternehmens von 1 (= steile Hierarchie) bis 4 (=flache Hierarchie) gebeten. Allerdings kommt hier sogar die IT-Branche auf einen Mittelwert von lediglich 2,45.

Was ihre Fähigkeit betrifft, Erfahrungswissen in neuen Situationen gut anzuwenden, sind Führungskräfte in den verschiedenen Branchen offenbar unterschiedlich fit. Die sogenannte Lernagilität weisen Führungskräfte in der Pharmabranche am ehesten auf, gefolgt von der Technologiebranche und dem Handel. Am wenigsten Wendigkeit beim Lernen zeigen Führungskräfte in der Automobilbranche. Untersucht wurden 1123 Führungskräfte in acht Branchen nach verschiedenen Kriterien wie mentale Agilität, Veränderungsbereitschaft und Selbstreflexion.

Die Digitalisierung als Treiber von  New Work stellt die Unternehmen allerdings offenbar vor Herausforderungen: 50 Prozent der deutschen Unternehmen lassen sich wegen Bedenken zur IT-Sicherheit von der digitalen Transformation abhalten. Strategische Bedeutung hat sie am stärksten in der IT-Branche (mit 89 Prozent), wie eine Studie von Tata Consultancy Services und der Bitkom aus dem Vorjahr zeigt. 

Die Otto Group hat verschiedene Studien der vergangenen Jahre zu einem Branchenvergleich über New Work zusammengefasst und mir die Grafiken zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Avatar-Foto

Beitrag von Nicole Thurn

ist Herausgeberin von Newworkstories.com, New-Work-Enthusiastin und langjährige Journalistin mit einem kritischen Blick auf die neue Arbeitswelt.

Weitere Beiträge
New Work Camp: Auf ins Abenteuer Neue Arbeitswelt
Von 28. September bis 1. Oktober veranstalten wir das New Work Camp am Emma Wanderer Campus Alps: Hol dir jetzt dein Ticket für Impulse mitten in der Natur!
Wie habt ihr das gemacht? Selbstorganisation bei Me & Company
Me & Company hat im Jahr 2016 die MeCracy und damit Selbstorganisation eingeführt - mit transparenten Gehältern, Rollen statt Positionen und agiler Arbeitsweise. Das Ziel: Microenterprises aufbauen.
„Ohne Mitarbeiter*innen gibt es auch die Unternehmen bald nicht mehr“
Recruiting-Expertin Claudia Lorber sagt Bullshit-Jobinseraten den Kampf an. Ihre Lösung gegen Arbeitskräftemangel: Die Jobs an die Bewerber*innen anpassen - und nicht umgekehrt.
hopp rauf
magnifiercross