Vom digital Workout mit den Kollegen vorm Laptop bis zur Spendenaktion für Eltern: Die Corona-Krise ließ die Mitarbeiter aktiv werden, erzählt Kristina Knezevic, Country Managerin von Xing Österreich.
Corona hat den Menschen die Augen geöffnet, was im Leben wirklich wichtig ist. Systemrelevante Jobs waren, v.a. am Höhepunkt der Corona-Pandemie auch medial ein oft zitiertes Thema. Viele stellten sich daraufhin die Frage: was tue ich eigentlich, welche Relevanz hat mein Job? Plötzlich haben sich die Menschen noch viel mehr mit dem Thema Purpose oder Sinnhaftigkeit beschäftigt.
Meine schönste Wahrnehmung aus der Krise ist, dass Unternehmen endlich verstanden haben, dass New Work nicht nur Tischfußball oder gratis Obst im Office ist. Sondern, dass es um neue Arbeitsmodelle und -systeme geht. New Work ist durch die Corona-Krise in Österreich angekommen!
Wie viele andere Unternehmen auch, haben natürlich auch wir unser Arbeitsleben ins Home-Office verlagert. Der Weg dorthin war für unsere rund 250 Mitarbeiter in Wien, die bei den Marken XING, XING E-Recruiting, Prescreen, kununu und Honeypot arbeiten, einerseits nichts Neues. Home Office hat immer zu unserer Unternehmenskultur gehört und wird das auch bleiben. Nur früher sagten wir dazu: „heute arbeite ich im Home Office“ oder „ich fahre zu meinen Eltern auf Besuch in die Schweiz und arbeite von dort aus.“ Andererseits macht es natürlich einen Unterschied, ob du das Angebot freiwillig und immer wieder mal nutzt oder ob du über ungewisse Zeit hinaus remote arbeiten musst und die Kollegen und Teams nur virtuell triffst.
Technisch gesehen hatten wir das Equipment, allerdings mussten wir uns neu strukturieren. In meinem Team habe ich daher zunächst tägliche Stand-Ups zusätzlich zu unseren normalen Abstimmungsmeetings eingeführt – das wurde den Leuten aber bald zu viel. In vielen Unternehmen wird intern oft zu wenig kommuniziert, bei uns war es anfangs umgekehrt. Wir haben über viele verschiedene Kanäle (E-Mails, Anrufe, Slack-Nachrichten, Whats App, …) Informationen geteilt. Das kann schon mal dazu führen, dass Informationen nicht mehr aufgenommen werden. Mit der Zeit hat sich das Ganze aber eingependelt.
Wir haben uns schließlich auf ein Meeting am Freitag geeinigt, in dem wir eine Retrospektive machen, also diskutieren was gut oder schlecht gelaufen ist, was wir daraus lernen und was wir brauchen, um weiterhin gut zusammenarbeiten zu können. Für meine Mitarbeiter war es zunächst gewöhnungsbedürftig die Woche und ihren Arbeitsalltag im Team zu reflektieren oder auch das Positive am Lockdown zu sehen. Es hat uns allen aber geholfen, die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Bedürfnisse besser zu verstehen und darauf eingehen zu können.
Führen von zuhause aus
Vor allem zu Beginn war es sehr wichtig, den Mitarbeitern Halt und Sicherheit zu geben und gemeinsam eine neue Struktur zu definieren. Als wir uns im Team neu aufgestellt und definiert hatten, wie unsere Abläufe und Meetings sein sollen, kam ein neues Thema auf: der persönliche, informelle Kontakt, das Socializing und der Spaß zwischendurch fehlte – natürlich auch mir. Ich habe in unseren Team-Calls daher ganz bewusst darauf geachtet, dass der persönliche Austausch viel Platz bekommt, dass wir Afterwork-Drinks initiieren und dass ich als Führungskraft gut ansprechbar und erreichbar für meine Mitarbeiter bin. Beim Schwesternunternehmen Prescreen begannen die Teams, miteinander virtuell zu kochen. Und es gab auch viele Initiativen, die unsere Mitarbeiter für andere Mitarbeiter angeboten haben: Mitarbeiter, die auch Fitnesstrainer sind, haben Online-Trainings angeboten und die Aufzeichnungen über Slack verbreitet. Es wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der Urlaubstage an Kollegen gespendet wurden - Eltern, die durch Home-Office und Home-Schooling gefordert waren. Wir als Unternehmen haben dann ein Package an zusätzlichen Urlaubstagen für die Eltern zusammengestellt, die sie flexibel – auch stundenweise – nutzen konnten. Viele Mitarbeiter haben ihre Restaurant-Gutscheine, die sie vom Unternehmen erhalten und normalerweise für die Mittagspause nutzen, an die Caritas gespendet. Tolle Aktionen, die zeigen, dass wir zusammenhalten. Und es macht mich stolz, dass soviel Engagement von den Mitarbeitern selbst kam.
Aber auch in der gesamten NEW WORK SE haben wir die interne Kommunikation den neuen Rahmenbedingungen angepasst: Vor Corona gab es freitags immer ein großes virtuelles Company Meeting, wo die CEO von New Work SE aus Hamburg neue Zahlen und Projekte präsentierte und die brennendsten Fragen der Mitarbeiter beantwortete. Das wurde in ein virtuelles „Campfire“ – ein neu konzipiertes Videoformat – umgewandelt. Jede Woche gibt nun unsere CEO ein Vorstandsupdate, zusätzlich werden Videobeiträge unserer Mitarbeiter gezeigt und auch die wichtigsten Fragen der Mitarbeiter werden nach wie vor seitens CEO beantwortet. Dadurch ist eine sehr schöne Dynamik bei den Mitarbeitern entstanden – z.B. war unser Team aus Valencia besonders kreativ: um die zehn Mitarbeiter nahmen gemeinsam einen Song auf. Diese positive Dynamik kannst du alleine als Führungskraft niemals schaffen. Als Führungskräfte können wir nur den Stein ins Rollen bringen, die ersten Schritte vormachen und die Rahmenbedingungen bieten.
Unsere Mitarbeiter dürfen inzwischen wieder ins Büro, allerdings sind sie in unterschiedliche Teams gegliedert, die nur an bestimmten Wochentagen anwesend sein dürfen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Ich bin mit dem Vertriebsteam immer dienstags zu unserem Fokustag vor Ort. Ab und zu laden wir bereits Kunden ein, wenn sie das wollen – natürlich mit Maskenpflicht.
Was mir aufgefallen ist: es ist so wichtig, mit den Mitarbeitern auch über die persönlichen Herausforderungen zu sprechen und ihnen wirklich zuzuhören. Es ist für manche nicht einfach, im Home-Office Feierabend zu machen und im Wohnzimmer zwischen Arbeit und Freizeit zu differenzieren. Diese herausfordernde Situation hat verschiedene Stärken und Blickwinkel eines jeden Menschen hervorgebracht.
Mir hat diese Phase bestätigt, dass flexibles Arbeiten die richtige Richtung ist: unabhängig von Kontrolle, hat jeder Mitarbeiter seine Verantwortung und weiß was er zu tun hat. Allen Unternehmen, die eine Vertrauenskultur haben, ist es leichter gefallen mit der Corona-Situation umzugehen - etwa, was remote Leadership betrifft.
Klar ist: Home Office wird bei XING auch in Zukunft fixer Bestandteil bleiben.