(Bezahlte Kooperation) Bianca Flaschner ist mit allen „People“-Wassern gewaschen. Als Executive Search Spezialistin, Karrierecoach und erfahrene HR-Managerin setzt sie auf Ganzheitlichkeit und plädiert für eine Abkehr vom Perfektionsstreben: „Jeder Mensch hat Entwicklungspotenziale.“
Management-Positionen mit den richtigen Menschen zu besetzen, ist nicht immer einfach. Eine Fehlbesetzung in den oberen Etagen kostet Unternehmen viel Geld, denn: Produktivität, Mitarbeitermotivation und die Unternehmenskultur an sich können mitunter empfindlich leiden. Bianca Flaschner besetzt als Executive-Search-Spezialistin in Österreich und international Managementpositionen. Ihr Credo ist dabei der ganzheitliche Blick auf den Menschen. „Es ist wichtig, den Menschen als Ganzes zu erfassen, nicht nur seine Kompetenzen“, erzählt sie im New-Work-Experts-Interview. Bianca Flaschner selbst ist die Ganzheitlichkeit in Person, hat sie nicht nur das Handwerk der Executive Search bei renommierten internationalen Executive-Search-Unternehmen von der Pieke auf gelernt und sowohl in Teamarbeit, als auch allein Top-Positionen in verschiedensten Branchen besetzt. Sie kennt auch die anderen Seiten des People Management: Bei einem weltweit tätigen Industrieunternehmen besetzte sie – gemeinsam mit dem jeweiligen Fachvorgesetzten – als Head of Corporate HR internationale Fach- und Führungspositionen. In einem internationalen Beratungsunternehmen leitete sie den Bereich Human Resources Management (HR-Beratungsdienstleistungen für Unternehmen) in Österreich. Mitten in der Corona-Pandemie, vor acht Monaten, machte sich Bianca Flaschner in der Executive Search, als Karriereberaterin und Coach selbstständig. Für sie war der Sprung in die Selbstständigkeit auf Basis ihrer Expertise und Erfahrung ein logischer Schritt: „Ich wollte die in meiner Karriere erworbene Professionalität und Qualität unter meiner eigenen Marke anbieten“, sagt sie. Im New-Work-Experts-Interview erzählt Bianca, warum Authentizität bei Stellenbesetzungen so wesentlich ist und verrät auch ihr ganz persönliches "Why".
New Work Stories: Bianca, du hast dich bereits in deinem Studium auf HR und People spezialisiert. Was fasziniert dich daran?
Bianca Flaschner: Ja, ich habe mich bereits als Studentin für Executive Search begeistert. Mit den Jahren habe ich sehr spannende und unterschiedlichste Persönlichkeiten kennen gelernt, nicht nur in Österreich, sondern auch international. Jede Geschichte ist anders: man lernt extrem viel allein aus den Job-Interviews und Gesprächen, zum Beispiel wie Personen mit herausfordernden Situationen umgegangen sind. Natürlich bekommt man einen unglaublichen Überblick über Branchen, über Industrien, über Unternehmen. Ich kann zu fast jedem einzelnen Top-500-Unternehmen in Österreich etwas sagen, weil man sich aus der Research-Perspektive sehr stark mit den Unternehmen beschäftigt.
Worauf achtest du bei der Stellenbesetzung? Ist nicht oft das CV mit Eckdaten, Positionen und Titeln ausschlaggebend?
Bianca Flaschner: In meinen Karriereberatungs-Gesprächen fällt mir tatsächlich auf: die Leute sind sehr fokussiert auf Titel und Positionen. Es geht aber darum, zu hinterfragen: Was hat die Person tatsächlich gemacht und umgesetzt, wie hat sie das gemacht, kann sie konkrete Beispiele nennen? Was hat die Person daraus gelernt? Würde sie es zukünftig anders oder genauso machen? Dieser gesamtheitliche Ansatz ist ganz wichtig, denn: wie soll ich das Potential von einer Person herausfinden, wenn ich nicht die gesamte Persönlichkeit betrachte? Oft werden ja Fach-Expert*innen in eine Führungsposition befördert – das macht sie aber noch nicht automatisch zu einer guten Führungskraft.
Im Bewerbungsprozess geht es darum, sich möglichst gut zu positionieren und die eigenen Erfolge hervorzuheben. Wie steht es mit dem Thema Authentizität und Blendung?
Bianca Flaschner: Authentizität ist absolut wichtig. Dazu ein Beispiel: Im Private-Equity Bereich werden oftmals keine Schönwetterkapitäne für das Top-Management gesucht, sondern Personen, die schon sehr schwierige Situationen oder gar einen Misserfolg hatten und daraus gelernt haben. Gerade wenn man ein Unternehmen restrukturiert und neu aufsetzt, sind die Dinge nicht immer schön. Da muss man vieles neu gestalten und mit schwierigen Situationen umgehen können. Das können Leute, die bereits in der Vergangenheit auch schwierige Situationen meistern mussten, in der Regel besser. Zweitens: Blender gibt es überall, mit Erfahrung in der Interviewführung kann man sie enttarnen. Ich rate meinen Karriereberatungs-Kund*innen deshalb dazu, in Sachen Lebenslauf authentisch zu sein. Letztlich müssen sie sich beweisen und die Dinge dann auch umsetzen – da bringt Blenden sie nicht weiter. Natürlich ist es in der heutigen Welt noch immer nicht opportun, dass man jetzt gleich auspackt, was alles schief gegangen ist. Aber jedes negative Erlebnis ist auch eine Lernerfahrung. Authentizität ist ganz wichtig und ist für mich in allen Beratungsprojekten entscheidend. Ich werde einem Kunden nicht drei Kandidaten präsentieren, und sagen, die Kandidaten sind alle ganz perfekt, sondern werde sagen: Das ist der Kandidat, er bringt diese Stärken mit und hat dort Entwicklungspotenzial, aber gesamtheitlich entspricht der Kandidat den Suchkriterien des Kunden. Wir müssen uns von der Vorstellung des perfekten Menschen lösen. Jeder Mensch hat Entwicklungspotenziale.
Das bedeutet aber somit auch maximale Transparenz gegenüber deinen Kund*innen in der Executive Search?
Bianca Flaschner: Ja natürlich, der Kunde ist mein Ansprechpartner und muss hier absolut qualitativ beraten werden, muss ganz genau wissen, welchen Kandidat*innen er sich einkauft. Eine interessante Anekdote dazu: Referenzgespräche sind ein wichtiger Bestandteil von dem Suchprozess, das bedeutet, man kriegt Referenzgeber von den Kandidat*innen genannt, die man anruft. Wenn man im angloamerikanischen Raum mit einem Referenzgeber spricht, ist es ganz normal, dass man sagt „The potential for development is ...“ und dann werden mindestens fünf Punkte genannt. Im deutschsprachigen Raum ist man sehr verhalten, da hat derjenige sozusagen alles toll gemacht. Das ist sicherlich eine Frage der Kultur.
Personen ins Team reinzuholen, die ganz anders sind und ganz anders denken, kann natürlich anstrengend sein, ist aber auch sehr befruchtend und macht das Team gemeinhin erfolgreicher.
Bianca Flaschner
Was bedeutet für dich zukunftsweisendes Leadership?
Bianca Flaschner: Ich habe Führungskräfte kennen gelernt, die es wirklich geschafft haben, ein kompetentes Team aufzubauen und die damit die eigenen vielleicht fehlenden Kompetenzen ausgeglichen haben. Niemand im Team hat dadurch die Führungskraft in Frage gestellt, ganz im Gegenteil. Das ist für mich die neue Art von Leadership. Solche Führungskräfte haben keine Angst vor einer internen Konkurrenz. Viele haben allerdings Angst davor und tendieren dazu, sich Mini-Mes ins Team zu holen. Doch bewusst Personen ins Team reinzuholen, die ganz anders sind und ganz anders denken, kann natürlich anstrengend sein, ist aber auch sehr befruchtend und macht das Team gemeinhin erfolgreicher.
Du bist nicht nur Executive-Search-Expertin, sondern auch Karriereberaterin und hast viel Erfahrung im Human Resources Management. Du kennst somit alle „People“-Bereiche. Wie befruchtet das deine Arbeit? Hast du immer alle „Hüte“ dabei?
Bianca Flaschner: Diese vielfältige Erfahrung ist für meine Arbeit ein absolutes Asset. In der Executive Search habe ich nicht nur den „Executive Search-Hut“ auf, sondern weiß auch, wie ein Kunde tickt und was er oder sie braucht, weil ich selbst als HR-Managerin Executive-Search-Mandate mit eingekauft habe. Ich kann mich da natürlich mehr einfühlen in den Kunden, und verstehe auch, wie der Kunde in bestimmten Situationen agiert, dass es ihm wichtig ist, dass man hochprofessionell und verlässlich ist, dass man aber auch authentisch ist. Vor allem in der Karriereberatung habe ich alle drei Hüte auf, hinzu kommt die Executive Search-Brille, wenn ich den Lebenslauf screene, dann die HR-Rolle, wenn ich die Person in Richtung Lebenslauf und Bewerbungsgespräch challenge und natürlich die Karriereberatung an sich hinsichtlich der jeweiligen Ziele und Wünsche. Ich erlaube mir auch als systemischer Coach manchmal in die Beraterrolle zu wechseln, indem ich die Coaching-Sitzung bewusst unterbreche, um meinen Kund*innen fachliche, realistische Tipps und authentisches Feedback zu geben. Das ist für sie ein ziemlicher Mehrwert – sie schätzen das sehr.
Du hättest es dir ja auch „einfacher machen können“ und bei der Executive Search bleiben können. Warum hast du dich zusätzlich für Karriereberatung und Coaching entschieden?
Bianca Flaschner: Executive Search war immer schon meine Leidenschaft: die Nadel im Heuhaufen zu suchen und die besten Kandidat*innen für meine Kund*innen zu finden. Karriereberatung und Coaching machen als Ergänzung durchaus Sinn, denn ich habe in meiner Karriere bis dato immer wieder mit Menschen zu tun, die Unterstützung bei karrieretechnischen Veränderungsprozessen benötigen und hier kann ich viel Wissen und Erfahrung einfließen lassen.
Von wem hast du während deiner Executive-Search-Karriere am meisten gelernt?
Bianca Flaschner: Bei einem der globalen Executive-Search-Unternehmen, bei dem ich arbeitete, durfte ich eine globale Schulung für die interne Suchprozess-Qualitätssicherung absolvieren. Mit dieser konnte ich dann als Trainerin Associates bei weltweiten „new hire meetings“ trainieren. Dabei habe ich sehr viel gelernt. Am meisten habe ich aber von der Zusammenarbeit mit den Partner*innen gelernt: sie haben mich anfänglich geguidet, dann viel Freiraum gegeben, und hochprofessionell mit mir auf Augenhöhe gearbeitet.
Was ist dein Ziel in deiner Selbstständigkeit?
Bianca Flaschner: Ein hohes Maß an Kundenservice und meine Expertise und Leidenschaft bei meinem täglichen Tun zu nutzen. Aufgrund von Corona ist momentan für die Unternehmen alles ein bisschen schwieriger und weniger planbar. Das wird sich aber wieder entspannen. Mein Ziel ist es definitiv, mit meinem Unternehmen zu wachsen und erfahrene Expert*innen dazuzuholen.
Abschließend noch eine persönliche Frage: Was ist dein Why?
Bianca Flaschner: Mein „Why“ sind nicht nur zufriedene, sondern auch glückliche Kunden. Ich weiß, das klingt vielleicht ein bisschen schmalzig, weil das immer wieder von Leuten gesagt wird, aber für mich ist das wirklich mein innerer Antreiber. Es ist schön, so viel positives Feedback zu bekommen und wieder beauftragt oder empfohlen zu werden. Ich bin aus dem Executive-Search-Unternehmen im Jahr 2009 raus und ich werde heute noch von Leuten angeschrieben, die mit mir damals gearbeitet haben. Das ist ein schönes Zeichen und freut mich nicht nur, sondern zeigt, dass ich wohl etwas richtig gemacht habe. Und was mich ungemein motiviert: ich lerne mit jedem Projekt etwas Neues dazu, lerne neue Menschen und neue Persönlichkeiten kennen.
Hier geht es zu Bianca Flaschners Webseite: www.biancaflaschner.com