„Man muss schon ein soziales Chamäleon sein“: Amanda Hosie ist gern Troubleshooter. Als Community-Chefin bei Mindspace in Berlin sucht sie Mitarbeiter mit buntem Lebenslauf.
Jemand klopft Amanda Hosie auf die rechte Schulter: „Hast du gaaanz kurz Zeit?“ Einer der sozialsten Jobs der neuen Arbeitswelt ist wohl der des Community Managers. Die Druckerpatrone muss nachgefüllt, das Catering für das Event in zwei Wochen organisiert und Interessenten herumgeführt werden - Amanda hat als Senior Community Manager bei Coworking-Anbieter Mindspace viele bunte Aufgaben. Seit einem Jahr managt sie die Community-Teams an den zwei Standorten Skalitzer Straße und Krausenstraße. „Jeder Tag ist anders“, sagt sie. Früher war sie in Londoner Luxushotels für Events oder Marketing & Sales verantwortlich. Dann wechselte Amanda nach Berlin ins Soho House, das Member’s Club, Hotel und Coworking Space in einem ist.
Im Interview erzählt sie, warum sie schon Opernsänger zum Bewerbungsgespräch eingeladen hat und welche Allrounder-Fähigkeiten Community Manager brauchen.
Amanda, was genau sind denn deine Zuständigkeiten als Senior Community Managerin?
Amanda Hosie: Wir vermieten Büros und Arbeitsplätze an Freelancer, Startups aber auch an Teams aus Konzernen. Unsere Aufgabe besteht darin, dass wir ihren Alltag begleiten. Wir stellen sicher, dass sie alles haben, um gemeinsam kreativ zu arbeiten. Die Anfragen an uns gehen von „Der Drucker funktioniert nicht“ bis zu „Wir möchten mit einem Webdesigner zusammenarbeiten, kennst du hier jemanden?“ Wir helfen unseren Mitgliedern auch dabei, Events in unserem Event Space zu organisieren, damit unterstützen wir ihre Vernetzung und Weiterentwicklung. Unser Alltag ist also: wir drehen eine Runde durch den Coworking Space, klopfen an Türen und schauen, wie es unseren Mitgliedern geht. Es gibt an jedem der zwei Standorte 600 bis 700 Arbeitsplätze. Bei so vielen Mitgliedern könnte man auch zu Mails tendieren. Aber wir führen die Gespräche lieber persönlich.
Ist man da auch Feelgood-Manager?
Absolut, mein Job ist sehr vielseitig. Kein Tag gleicht dem anderen. Wir verfolgen natürlich auch unsere To-dos im Community Team. Wir sind zu viert. Dann gibt es noch einen IT-Spezialisten, das Reinigungsteam und den Hausmeister. Das Gros des Alltags besteht aber darin, dass wir spontan auf die Mitglieder eingehen. Ich bin gern Troubleshooter und gestalte auch gern spontan meinen Tag um. Das Team ist sehr jung, wir haben eine flache Hierarchie und wahnsinnig viel Spaß an der Arbeit. Wir nehmen unseren Job sehr ernst, aber uns selbst nicht so. Das macht die Atmosphäre aus.
Wie bist du auf die Idee gekommen, Community Managerin zu werden?
Das fing schon an, als ich in meiner Jugend einige Jahre im Internat in Schottland verbracht habe. Wir waren mitten in schottischen Wäldern und ich war ständig mit anderen Leuten aus verschiedenen Ländern in Kontakt. Damals habe ich beschlossen, mir einen Job zu suchen, der mir viel Austausch mit anderen Leuten ermöglicht. So bin ich in die Hotellerie gekommen, in den Bereich Sales und Marketing. Nur hat mir dort der persönliche Kundenkontakt gefehlt. Dann bin ich zu Soho House gewechselt. Dort hab ich als Members Relations Managerin die Mitglieder vernetzt - ähnlich wie in meinem jetzigen Job. Von Mindspace hatte ich schon damals viel in der Presse und über Bekannte gehört. Für mich war es eine spannende neue Challenge, die meine Stärken sehr gut mit meinen Interessen kombiniert.
Welche Fähigkeiten braucht man denn als Community Manager?
Das Allerwichtigste ist, den Überblick zu behalten, von Events über die Küche bis zum Drucker. Gleichzeitig benötigt man aber auch ein Auge fürs Detail. Das habe ich von der Pike auf in der Hotellerie gelernt. Vor allem die Zusammenarbeit im Team ist wichtig, man lernt zu kommunizieren und zu delegieren. Es ist wichtig, dass jeder im Team aus seinem Aufgabenbereich heraustreten kann und wir uns gegenseitig unter die Arme greifen. Wir benötigen auch strategisches Denken, denn die Mitgliedschaften sind sehr flexibel, man kann monatlich kündigen. Wir müssen da organisatorisch oft Tetris spielen. Soft Skills sind natürlich wichtig, aber ein Grundstock an strategischem und organisatorischem Denken muss man schon mitbringen.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Bei so vielen Aufgaben ist es nicht einfach, den Fokus zu behalten. Da gibt es Tage, wo dieses spontane Bereitsein nicht so einfach ist. Da muss man erst hineinwachsen, das geht nur durch Erfahrung. Es gibt immer unvorhergesehene Problematiken, auch da bin ich froh, dass ich aus der Zeit der Hotellerie das Beschwerdehandling in die Berufswiege gelegt bekommen habe. Wir sind eine große Mindspace-Family, da muss man schon hilfsbereit und diplomatisch sein.
Was war dein tollstes Erlebnis bisher bei Mindspace?
Was mir wirklich besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist die Eröffnung am neuen Standort in Berlin-Kreuzberg. Das war in meiner zweiten Woche bei Mindspace. Es war ein Erlebnis zu sehen, wie stolz und zufrieden die Mitarbeiter damit waren, wo sie doch so lange auf die Eröffnung hingearbeitet haben. Und dann auch diesen Aha-Moment unserer Kunden mitzuerleben, als sie das erste Mal den Mindspace betreten haben. Alle waren zufrieden.
Für alle, die Community Manager werden wollen: Wie sieht der Recruiting-Prozess bei euch aus?
Ich habe in den vergangenen Monaten neue Mitarbeiter eingestellt. Wir haben schon zwei, drei Gespräche mit den Bewerbern. Verschiedene Manager sprechen mit ihnen. In unserem Ecosystem gibt es verschiedene Charaktere. Wir haben mehrere Steps im Recruiting-Prozess, um sicherzustellen, dass es auch für alle passt – auch für die Bewerber.
"Das Berufsfeld Community Manager ist recht neu – es gibt keinen Weg X.
Wir haben schon Opernsänger, UNO-Mitarbeiter oder Leute aus dem Sozialbereich zu Bewerbungsgesprächen eingeladen."
Sind auch Quereinsteiger unter euren Bewerbern?
Ja, sehr viele. Das Berufsfeld Community Manager ist ja noch recht neu – es gibt keinen Weg X. Es kommt darauf an, wer einem gegenübersitzt. Hier spielt häufig auch die Intuition in die Entscheidung für einen Kandidaten hinein, daher legen wir sehr viel Wert aufs persönliche Gespräch. Genau das gehört zum Joballtag: sich auf sein Gegenüber einzustellen. Man muss ein soziales Chamäleon sein. Das eine Mitglied spricht gern über seinen Hund, ein anderer hätte die Kommunikation gern auf professioneller Ebene. Natürlich ist es zuträglich, wenn ein Bewerber sagt, er mag Events veranstalten. Aber wir suchen schon Allroundtalente, die von allem etwas haben. Wir haben schon Opernsänger, UNO-Mitarbeiter oder Leute aus dem Sozialbereich zu Bewerbungsgesprächen eingeladen.
Ist euer Team auch so kunterbunt?
Ja, Wir haben Leute, die aus der Startup-Szene kommen oder ein Gap-Year hinter sich haben. Ein Community Manager hat in China und Korea lange als Tourguide und Bungeejumping-Lehrer gearbeitet, eine Mitarbeiterin war in Australien auf einer Erdbeerfarm. Ein Studienabschluss ist wünschenswert, wir lassen uns aber auch nicht zwangsläufig abschrecken, wenn jemand kein abgeschlossenes Studium hat, solange derjenige eine interessante Persönlichkeit ist und in vorigen Jobs viel mit Menschen zu tun hatte.
Woher nimmst du deine Gelassenheit, den Ausgleich?
Mir persönlich hilft es an stressigen Tagen auch schon sehr, wenn ich zwischendurch die Möglichkeit habe mich eine Viertelstunde in eine unsere Lounges zu setzen und laut Musik zu hören - auf meinen Kopfhörern natürlich. Einfach kurz den Kopf resetten und weiter gehts. Wir setzen uns als Team immer wieder spontan eine Viertelstunde zusammen, trinken gemeinsam Kaffee und reden darüber, was uns gerade beschäftigt. Das ist absolut wichtig, um die Balance zu halten. Wir sausen alle durchs Gebäude, da ist es wichtig, wieder zusammenzufinden. Und wir haben diese Leichtigkeit, das hilft.
Über Mindspace Die Coworking-Kette aus Tel Aviv hat mit weltweit rund 28.000 Mitgliedern und 27 Standorten u.a. in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Bukarest, Warschau und London, Washington, Cornerstone und San Francisco. In den Räumlichkeiten können Startups und Konzerne fixe Büros mieten oder Freelancer an offenen Arbeitsplätzen arbeiten. Nebenkosten, 24/7-Zugang und Zugang zu allen anderen Standorten ist inklusive. Die Mitgliedschaft kann monatlich gekündigt werden. Ein einzelner Arbeitsplatz kann in Berlin ab 350 Euro gemietet werden. Mit der Übernahme des niederländischen Anbieters KleinKantoor im Vorjahr konnte man das Portfolio auf sieben Standorte in den Niederlanden ausweiten.
Mindspace in London Shoreditch: Networking mit Style
Vor fast einem Jahr hat im Büroviertel Shoreditch der Coworking Space Mindspace im fünften Stockwerk eines Office Towers eröffnet.










London ist eine Stadt der Gegensätze. Kultureller Melting Pot, mondäne Wolkenkratzer in der City of London, idyllische Beschaulichkeit in Greenwich, hektisches Touristik-Treiben am Piccadilly Circus und kulinarische Buntheit unter der London Bridge. Die Stadt vibriert - auch während der Arbeitszeit. Immer mehr Londoner und Dienstreisende zieht es in Coworking Spaces, die sich offenbar im Schönheitswettbewerb um das attraktivste Interieur befinden. Designverliebte Menschen, die Ruhe und einen Hauch von globaler Weltoffenheit suchen, fühlen sich auch im neuen Mindspace im Londoner Viertel Shoreditch richtig am Platz. Mindspace steht exemplarisch für die vielen anderen Coworking Spaces, die sich auf Kreative und Musikbranche, auf weibliche Entrepreneurs oder auf Technik und IT spezialisiert haben.
Im verglasten 12-stöckigen Bürotower ganz oben blickt man über das Viertel, sitzt drin im Foyer auf einer gemütlichen weidmannsgrünen Couch oder an den minimalistischen Tischen, unterhält sich an der Coffee Bar mit Gründern oder zieht sich in eines der Besprechungszimmer zurück. Natasha Johnston führt mich durch die Räume. Mindspace ist als Coworking-Kette an 27 Locations in sechs Ländern vertreten. Wer als fixes Mitglied eincheckt, darf alle anderen Locations gratis nutzen. Derzeit sind in Shoreditch fixe Mitgliedschaften möglich - mit 24/7-Zugang zu den Büros, zu Kaffee und Getränken per Selbstbedienung. Community wird groß geschrieben: In den hinteren Räumlichkeiten - mit klassischem schwarzen Bürointerieur gestaltet - sind Startups und Firmen in abgetrennten Raumeinheiten eingemietet. Der größte Vorteil für Mindspace-User aus Deutschland: Sie können auch während ihres London-Trips hier ohne weitere Kosten arbeiten.